Stillstand nach US-Zinsen -0.25 % – Oracle wegen KI-Entwicklung -11 % – Google beflügelt Broadcom – Gefahr bei Banken und Korrektur im Jahr 2026?

Liebe Leser,

die US-Leitzinsen sind erwartungsgemäß um 0,25 % gesenkt worden. Die Zentralbank sitzt tatsächlich in einer Klemme. Auf der einen Seite sind die Arbeitsmarktdaten sehr schwach, was tatsächlich eine Zinssenkung begründen lässt. Aber auf der anderen Seite deuten die Analysten auf ein stärkeres Wirtschaftswachstum hin, was wiederum eigentlich gegen eine Zinssenkung spricht. Auch die weiterhin hohe Inflation spricht prinzipiell eher für eine Zinserhöhung! Nichtsdestotrotz mischt sich Trump immer stärker in die eigentlich unabhängige Federal Reserve ein. Die Amtszeit vom Notenbank-Chef Powell endet im nächsten Jahr. Die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen im Jahr 2026 schwindet etwas.

Wackelt der Banken-Sektor in den USA? Stehen wir vor einer neuen Bank-Rettung, die Lehman-Brothers 2007/08 sogar in den Schatten stellen könnte? Dieser Frage gehe ich in der nächsten Premium-Ausgabe vom www.SWISSMONDAY.de nach. Außerdem werden die Karten für das konservative Depot für 2026 langsam aber sicher neu gemischt.

Obwohl die FED-Entscheidung das Highlight war, hat die Wallstreet auch auf Ergebnisse im Tech-Sektor geschaut. Oracle enttäuscht trotz steigendem Gewinn beim Umsatz. Die Messlatte ist sehr hoch. Und so reagiert der Markt sehr sensibel. Das führte nachbörslich zu einem Minus von 11 %. Aber Oracle ist auch für die KI-Aktien ein wichtiger Indikator. Den Märkten schwebt ein Platzen der KI-Investitionen vor. Google’s neues KI-Chip-System hat den Markt ziemlich durchgewirbelt. Es betrifft sowohl die Chip-Industrie mit Nvidia, als auch die „Bagger“ wie Meta, die schon auf Google switchen wollen. Dabei verliert der Front-Runner OpenAI (ChatGPT) immer mehr Marktanteile an Google’s Gemini. Microsoft ist an OpenAI beteiligt. Es nimmt sehr große Kreise an! Und 2026 wird weiter Weg-weisend bleiben. Aber Oracle hat auch SAP belastet, die am Donnerstag um über 2 % als Schwergewicht im DAX Federn lassen musste. Broadcom hat auch seine Zahlen vorgelegt. Der Chiphersteller beliefert u.a. Google und hat sowohl beim Umsatz als auch Gewinn die Erwartungen übertroffen. Die Aktie profitierte kräftig davon.

Zurück zur Zentralbank-Politik: nächste Woche findet nämlich die Zinsentscheidung in Japan statt. Sollte Japan die Zinsen nochmals von 0,5 auf 0,75 % anheben, dann gute Nacht. Selten zuvor in den letzten 50 Jahren war dieses Thema so omnipräsent und entscheidend für die Kapitalmärkte! An dieser Stelle nochmals die Erinnerung für die anstehende Premium-Ausgabe vom www.SWISSMONDAY.de. Denn was geschieht, wenn die Anleger ihr Kapital von den Banken absaugen, dann müssen die Verluste in den Anleihen-Buchungen aktualisiert bzw. realisiert werden. Erinnerung: Silicon Valley Bank hat es damals zerrissen. Der Brand hat sich schon viel tiefer in die Bank-Bilanzen hineingefressen, als offiziell diskutiert wird. Außerdem bleibt die Eigenkapitalquote weltweit bei den Banken historisch auf dem niedrigsten Stand. Im Investment-Banking würde man längst vor einem Margin-Call warnen, weil die beliehenen Assets nicht mehr im Wert gedeckt sind. Was passiert, wenn große Kreditausfälle auf einen Schlag die Banken überspült? Das Thema wird vertuscht und ist gleichzeitig ein Pulverfass. Ein Pulverfass, wo die Zündschnur bereits brennt.

In der nächsten Woche erscheint die letzte Ausgabe im Jahr 2025. Ein Rückblick finde ich immer überflüssig, weil es um die Zukunft geht. Natürlich muss man reflektieren und Fehler finden, um diese künftig zu verhindern. Der Grund für ähnliche Muster ist, dass immer eine neue Generation hinzukommt. Die Fehler von extrem Zocken mit riesigen Hebeln und die Märkte als Einbahnstraße zu sehen, habe ich teilweise zur Dot.com Blase selbst gemacht. Heute liegt die gesamte Börsenbewertung im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt mit über 200 % NOCH höher als im Jahr 2000 und 2007. Eine Rückkehr zur Realität wird 2026 unvermeidbar sein!

Wie geht’s an den Börsen weiter?

Jeder denkt, dass im Dezember kaum Quartalszahlen veröffentlicht werden, hat sich getäuscht. In dieser Woche kam Oracle und Adobe mit ihren Zahlen. In der nächsten Woche erwartet uns Cisco, FedEx und Micron Technology. Prinzipiell kann man sagen: Dieses Jahr ist wohl auf konjunktureller als auch auf Unternehmensebene schon gelaufen. Auf der geopolitischen Seite dürfen wir allerdings das Thema Venezuela nicht aus den Augen verlieren. Es ist schon ein Wahnsinn. Kaum noch jemand spricht über die Ukraine und Russland oder über Israel, Iran und den gesamten Nahen Osten. Die Zeit läuft extrem schnell und somit vergessen auch die Märkte die potenziellen Gefahren, die immer noch vor unserer Tür stehen. Deshalb bleiben wir auf der Hut. Die nächsten zwei Premium-Ausgaben vom Swiss Monday in diesem Jahr sind wichtige Wegweiser für das Jahr 2026.

Ein schönes Wochenende wünsche ich Ihnen,

Ihr
Rainer Hahn
Chefredakteur

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